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Polnische und deutsche Kinder fotografieren ihre Welt

Ein Projekt von Piotr Janowski, Andrzej Stasiuk und MitOst

Ausgangssituation: Krzywa und Jasionka liegen im äußersten Südosten Polens, damit aber gleichzeitig auch am Rand der Gesellschaft und der zukünftig erweiterten EU. In der Grundschule der beiden Dörfer ließ sich lange beobachten, wie die Zukunft langsam ausstarb: Zwei Erstklässler links vorm Lehrertisch, zehn Drittklässler rechts davon. Im Nachbarraum fünf Vorschulkinder. Ein Lehrer, der auch Direktor ist, eine Erzieherin, die sich um die Jüngsten kümmert. Wenn die älteren Jugendlichen aus der 17 Kilometer entfernten Sammelschule kommen, treffen sie sich an der Bushaltestelle; wenn der Mond aufgeht, haben viele Kinder hier nicht mal ein eigenes Bett. Beide Dörfer liegen in Polens Post-LPG-Gebieten - die Arbeitslosigkeit beträgt 98 Prozent, eine kontinuierliche Gesundheitsfürsorge fehlt, einigen Kindern wird von Ärzten Unterernährung attestiert und wegen fehlender Freizeit- und Bildungsangebote kann von Chancengleichheit für die in diesen Gebieten lebenden Jugendlichen nicht die Rede sein.

Erste Schritte zu einer besseren Zukunft: Vor diesem Hintergrund haben polnische Intellektuelle den „Verein zur Entwicklung der Gemeinde Krzywa“ initiiert. Er ermöglicht, dass den Kindern und Jugendlichen in der Grundschule nun täglich Freizeit- und Bildungsangebote gemacht werden: PC-Kurse, Englisch-Unterricht, Tanzunterricht, Künstlerische Gestaltung. Die Schule ist das einzige derartige Jugendprojekt in dieser Region. Besonders erfolgreich ist ein unter Leitung des polnischen Fotografen Piotr Janowski („Gazeta Wyborcza“) durchgeführtes Fotoprojekt, in dessen Verlauf die Jugendlichen ihre eigene Welt und Lebenswirklichkeit fotografierten.

Die Fotos der Kinder von Krzywa und Jasionka......verblüfften nicht nur den Fotografen, sondern die gesamte Fotofachwelt, denn viele der Kinder hatten zuvor noch nie einen Fotoapparat in der Hand gehabt. Die Bilder zeigen das Bild ihrer Welt, den Rand der neuen (ab dem 1. Mai) erweiterten Europäischen Union mit solcher Intensität und Intimität und sind gleichzeitig so voller Poesie, dass sie inzwischen auf Ausstellungen in renommierten Galerien in Warschau, Krakow, Wien (Austria-Pavillon, Museumsquartier Wien) und in Goeteborg (Dänemark) gezeigt wurden.

MitOst e.V. holt die jugendlichen Fotografen und ihre gefeierte Ausstellung nun erstmals nach Deutschland. Vom 5.-28. Mai wird sie in der Berliner Kulturbrauerei zu sehen sein. Verbunden damit ist ein gemeinsames deutsch-polnisches „Foto-Shooting“, in dessen Verlauf die Kinder aus Krzywa und Jasionka gemeinsam mit deutschen Jugendlichen ein ganz eigenes, unverwechselbares Porträt von Berlin zeichnen. Entstehen wird eine neue Ausstellung, die von Berlin aus ihren Weg nach Polen und in weitere europäische Städte antreten wird. Erstmals zu sehen vom 7. Mai bis 5. Juni in der Alten Feuerwache im Zentrum Berlins (U-Bhf. Weberwiese)

Im Rahmen der Ausstellung werden Lesungen und Diskussionsabende mit bedeutenden polnische Autoren stattfinden. Es lesen Andrzej Stasiuk, Krzystof Varga (derzeit meistgelesener Autor in Polen und Leiter der Kulturredaktion der ‚Gazeta Wyborcza’ sowie Daniel Odija, dessen neues Buch demnächst bei Zsolnay erscheint.

Das Projekt wird realisiert in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung des Bundes, dem „Verein zur Entwicklung der Gemeinde Krzywa“(Polen), dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk sowie den Berliner Vereinen „Projektraum Feuerwache“und „Das Haus“.

 

 
 
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